Beate Eickelmann

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Jack -

Schatten der Vergangenheit

 

Inhaltsangabe:

Dieser Teil aus der Serie „Jack“ lehnt sich an einen echten Kriminalfall an, der sich in den achtziger Jahren abgespielt hat.

Ella, die Lebensgefährtin des verstorbenen Anführers der Söldnergruppe, kontaktiert Jack und bittet ihn um Hilfe. Sie hat den serbisch-moslemischen Waffenhändler Abdullah und Carlos belauscht, den sie aus der Vergangenheit kennt. Als dieser sie bemerkt, will er sie töten, doch sie entkommt ihm. Deshalb entführt er ihre Tochter, um Ella dazu zu bewegen, sich ihm zu stellen.

Der Waffenhändler bestellt Ella ins Sauerland, dort, wo sie und Jack schon in der Vergangenheit auf ihn getroffen sind. Mit modernster Technik und Unterstützung einer SEK-Einheit können sie die Gruppe um Abdullah zerschlagen, während Abdullah und Carlos fliehen. Abdullah plant einen Mord an einem gemäßigten Politiker, den Jack verhindern muss.



Leseprobe

Der Markt der kleinen Stadt Kamen war voller Menschen, die geschäftig von einem Stand zum andern gingen, um Waren einzukaufen. Die Sonnenstrahlen wärmten bereits am Morgen so sehr, dass Ella nur mit einem T-Shirt und Jeans bekleidet über den Markt schlenderte. Seit ihre Tochter zum Studieren nach Berlin gezogen war, besaß sie Zeit im Überfluss. Nach dem Tod ihres Lebensgefährten Arne lebte sie mit ihrer Tochter allein und zurückgezogen in dieser Kleinstadt. Arne hatte damals darüber verfügt, dass, wenn er einmal sterben sollte, seine Lebensgefährtin und seine Tochter gut versorgt sein würden. Auch wenn sich der eine oder der andere Mann für Ella interessierte, sie konnte Arne nicht vergessen und blieb deshalb allein. Mit ihren 47 Jahren glaubte sie auch nicht mehr daran, sich noch einmal verlieben zu können, so, wie sie Arne geliebt hatte.

Sie setzte sich in eine geschützte Ecke in einem Café am Markt und beobachtete die Menschen. Hinter und neben ihrem Stuhl ragte eine Dekorationssäule bis zur Decke, sodass die anderen Gäste aus dem Café sie nicht bemerken konnten. Nach vorn schaute sie durch eine Glasscheibe auf den Markt. Das war ihr Lieblingsplatz. Viele Gesichter kannte sie schon seit Jahren, die sich hier immer wieder auf diesem Markt trafen. Der Kellner kam und sie bestellte einen Cappuccino, den er kurz darauf brachte. Drei ausländisch aussehende Männer betraten das Café, die Ella allerdings nicht beachtete, weil das Treiben auf dem Markt interessanter war. Die Männer setzten sich hinter die Säule, ohne zu ahnen, dass Ella ihr Gespräch unfreiwillig verfolgen konnte.

Ein deutsch sprechender Mann gesellte sich zu den drei anderen. Nachdem sie bedient worden waren, redeten sie leise miteinander, aber laut genug, um von Ella gehört zu werden. Sie horchte auf, als sie eine Stimme hörte, die sie niemals vergessen würde.

»Wir brauchen Waffen, kannst du sie besorgen?«

»Welche Waffen braucht ihr?«

»Für unseren Freiheitskampf nehmen wir, was wir kriegen können: Pistolen, MGs, MPs, Gewehre, Handgranaten, Minen, Plastiksprengstoff, einfach alles, was du liefern kannst«, fügte dieser Mann zynisch hinzu. »Und außerdem brauchen wir ein Präzisionsgewehr mit Zielfernrohr. Was wir 1985 nicht geschafft haben, wollen wir jetzt erreichen: einen eigenständigen serbisch-moslemischen Staat.«

Es entstand eine Pause.

»Liefern kann ich viel. Was könnt ihr zahlen?«

»Was ist dein Preis?«

»Es kommt auf die Menge an. Als Pistole kann ich eine Walther P99 anbieten. Das neueste Modell der deutschen Polizei. Eine sehr zuverlässige Waffe. Die Waffenpreise richten sich nach der Stückzahl.«

Der Angesprochene unterhielt sich kurz mit den beiden anderen in einer Sprache, die Ella nicht verstehen konnte, aber deren Klang sie nur zu gut kannte.

»Wir brauchen für den Anfang tausend Pistolen, fünfhundert MPs, zweihundert MGs, tausend Handgranaten, fünfzehnhundert Kilo Semtex und fünfhundert Landminen. Über die Gewehre müssen wir uns noch im Detail unterhalten. Da benötige ich vor allem das Präzisionsgewehr mit Zielferneinrichtung.«

»An welches hast du gedacht?«

»Hast du ein AWP? Wir wollen den derzeitigen Präsidenten der abtrünnigen Provinz erledigen. Er will sich zu sehr mit den Europäern verbünden. Wir wollen aber einen moslemisch-serbischen unabhängigen Staat und dulden nicht, dass sich eine Volksgruppe einfach abspaltet. Der selbst ernannte Präsident kommt in etwa einer Woche zu Besuch nach Berlin. Dort wollen wir ihn erledigen.«

»Das geht mich nichts an. Ich kann ein G22 besorgen. Das sollte für eure Zwecke genügen. Was ist mit Munition?«

»Die brauchen wir selbstverständlich auch. Mach uns einen Preis für unsere Bestellung!«

Der Deutsche schien darüber nachzudenken und rechnete im Kopf die Summe der geforderten Waren aus.

»Wir sprechen hier von einer sechs- bis siebenstelligen Summe in Euro, je nachdem, wie viel ihr mir abnehmt.«

Die drei Kaufinteressenten unterhielten sich erneut, dann wandte sich der Redner wieder an den Geschäftsmann. »Einverstanden. Wann kannst du liefern, und wie viel? Kannst du auch in mein Zwischenlager im Sauerland liefern? Das haben die Bullen damals nicht gefunden.«

»An die Adresse von 1985? Hätte nicht gedacht, dass sie das nicht finden. Aber da kannst du mal sehen, die können nicht einmal richtig ermitteln. Ich könnte nächste Woche Freitag schon die erste Lieferung bringen lassen. Ich schicke dir die Waren dorthin, wo du sie haben willst. Gezahlt wird bar bei Lieferung. Ich melde mich aber noch einmal bei dir. Wir machen eine Uhrzeit aus und ich muss mich noch erkundigen, was ich im Moment versenden kann, ich habe nämlich noch andere Kunden zufriedenstellen. Den endgültigen Preis machen wir dann aus.«

»Wir haben unser Versteck sogar noch ausbauen können und niemand bemerkt es. Du wirst schon sehen. Die Idioten haben aus der Diskothek ein Asylantenheim gemacht. Da konnte ich auch meine Männer unterbringen. So haben wir in Ruhe alles vorbereiten können.«

Der deutsch sprechende Geschäftsmann lachte. »Unter allen Augen habt ihr euer altes Waffenlager ausgebaut? Das ist unglaublich! Ich kümmere mich jetzt um die Lieferungen und ihr trefft die Vorbereitungen für die Lagerung.«

Die Drei zahlten ihren bestellten Kaffee, während der andere noch sitzen blieb. Ella verkroch sich förmlich in der Ecke, um nicht gesehen zu werden. Sie hoffte, sich zu irren. Aber die Stimme war ihr nur allzu vertraut.

Als sie das Café verließen, drehte sich der Sprecher noch einmal um. Entsetzt sah sie, dass es ihr ärgster Feind war: Abdullah.

Auch er sah sie und kombinierte. Sie könnte etwas gehört haben. Er grinste sie frech an und wartete auf dem Markt vor dem Café. Fieberhaft überlegte sie, wie sie Abdullah abhängen könnte, denn er würde jetzt nicht mehr von ihrer Seite weichen. Sie stand auf und zahlte an der Kasse. Ella warf noch einmal einen Blick auf den älteren, aber gut gekleideten Geschäftsmann, der noch in der Ecke hinter der Säule saß. Irgendwie kam auch er ihr bekannt und vertraut vor, sie konnte sich aber nicht wirklich an ihn erinnern. Auch er sah sie und kombinierte wie Abdullah.

Ellas Leben war plötzlich in Gefahr! Die Polizei zu rufen wäre sinnlos, denn der Polizeiapparat war viel zu langsam für diese Freiheitskämpfer. Ehe sie denen klargemacht hätte, in welcher Gefahr sie schwebte, hätte Abdullah sie längst beseitigt. Ella kannte nur einen einzigen Mann, der ihr jetzt helfen konnte: Jack.

Erschwerend kam hinzu, dass sie den Kontakt zu ihm nach Arnes Tod abgebrochen hatte und nicht wusste, ob sie ihn unter der alten E-Mail-Adresse erreichen konnte. Der Gedanke an Arne ließ sie verzweifeln.

»Oh, Arne, hilf mir doch«, stieß sie leise aus.

Ihr kam eine Idee: Schneller als die Polizei war immerhin die Feuerwehr.

Sie bat den Kellner, ihr das Telefon zu geben und meldete einen Brand im Café. Sie blieb neben dem Telefon stehen. Abdullah bemerkte ihr Telefonat und betrat wieder das Café. Der Geschäftsmann ging ihm unauffällig entgegen. Er rempelte Abdullah wie zufällig an und raunte ihm etwas zu. Abdullah nickte und näherte sich Ella. Seine rechte Hand glitt wie zufällig in seine Jackentasche. Abdullah stand gerade vor ihr, als sie die Sirenen hörten.

Ella lächelte ihn an: »Zu spät, Abdullah. Die Kavallerie ist schon da.«

»Ich kriege dich noch.« Schnell drehte sich Abdullah um und verließ das Café, bevor die Feuerwehr den Raum betrat. Die Menschen vom Markt sahen alle erstaunt zu den Wagen. Ella mischte sich unter die neugierigen Zuschauer, die sich um die Feuerwehr drängten. Dabei behielt sie Abdullah, seine zwei Mitarbeiter und den Geschäftsmann im Auge. Das Gedränge wurde immer heftiger, sodass es nicht auffiel, als sie sich langsam aus dieser Gruppe löste und verschwand. Sie sah oft nach hinten, ob sie noch verfolgt wurde, aber sie war entkommen. Um sicher zu gehen und auch wieder ihre Gedanken ordnen zu können, setzte sie sich in ein Gasthaus an ein Fenster und bestellte sich etwas zu essen, damit niemand Verdacht schöpfte. Durch die Butzenscheiben konnte sie genau beobachten, ob ihr jemand gefolgt war. Nach einer Weile beruhigte sie sich wieder. Sie war Abdullah entkommen. Im Adressbuch ihres Handys suchte sie nach einer E-Mail-Adresse, die sie für den Notfall abgespeichert hatte. Ihr war klar, dass sie nie mehr nach Hause konnte, denn dort würde Abdullah schon auf sie warten. Er brauchte nur in ein Telefonbuch sehen, dann würde er ihre Adresse haben. Sie ahnte, dass er ihr Haus durchsuchen und alle Adressen, die er fand, prüfen würde, deshalb konnte sie zu keinem Verwandten oder Bekannten fahren.

Die E-Mail-Adresse war Alfreds geheime Adresse. Alfred war ein Computerspezialist, der ihr einen Kontakt zu Jack vermitteln konnte. Aber wie sollte sie an einen Computer kommen, wenn sie nicht nach Hause konnte?

Der Gastwirt brachte ihr das Essen.

»Entschuldigen Sie bitte, ich bin in einer großen Not. Haben Sie einen Computer mit einem Internetanschluss?«, fragte sie.

Der Wirt sah sie erstaunt an. »Ja, im Hinterzimmer. Ist aber nicht für Gäste gedacht.«

Ella sah ihn bittend an. »Ich bin wirklich in großer Not. Ich brauche nur jemandem zu schreiben und auf eine Antwort zu warten. Die kommt sicher auch sehr schnell. Bitte!«

Der Gastwirt seufzte. »Gehen Sie schon nach hinten. Dann bringe ich Ihnen das Essen dahin.«

Ella lächelte ihn erleichtert an. »Ich danke Ihnen. Das werde ich eines Tages wieder gutmachen. Das verspreche ich Ihnen. Eine Bitte noch: Wenn ich hinten am Computer sitze und jemand hereinkommt und fragt, ob Sie keine Gäste haben oder hatten, dann bin ich nie hier gewesen.«

Der Wirt nickte. »Gehen Sie schon.«

Ella öffnete die Tür zum Hinterzimmer. Der Gastwirt fuhr den Computer hoch. »Sie können jetzt loslegen.« Er verschwand aus dem Zimmer, aber nur, um gleich wieder mit dem Essen zurück zu kommen. Freundlich stellte er es ihr auf den Tisch neben die Tastatur und verließ wieder den Raum.

Ella loggte sich in ihren E-Mail-Account und schrieb an Alfreds Adresse:

Alfred Hilfe. Ella. Abdullah ist da. Bitte sofort antworten, da ich nicht nach Hause kann und hier in einem Gasthaus festsitze. Brauche Jack dringend. Ich weiß nicht, wohin.

 


 

 
Jack - Schatten der Vergangenheit

 

BoD-Verlag

156 Seiten

ISBN 9783839130742

10,90 Euro

Jetzt auch als E-Book erhältlich!

 

Die Bücher sind nun aus dem Handel genommen worden!  Vielen Dank an meine Leser!

 

 

 

 

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